Anke Meyer

Chorleiterin und Kirchenmusikerin in Berlin-Neukölln

Interview im November 2024 in Berlin

Kantorin und Chorleiterin – war es Ihr Wunsch-Beruf?
Was macht er für Sie aus? Ist er für Sie (auch) eine Berufung?

Nein, während meiner Jugend war mir klar, dass ich genau diesen Beruf keinesfalls wollte. Das hatte weniger mit dem Beruf an sich zu tun – den wusste ich durchaus zu schätzen und kannte ihn aus eigenem Erleben von Kindheit an, denn ich komme aus einem kirchlichen Haushalt: mein Vater studierte zunächst Kirchenmusik, dann Theologie und war Pfarrer, meine Mutter war Kirchenmusikerin. Das prägte die Familie und uns Kinder allesamt mit dem dazugehörigen, immer offenen Haus, in dem sich die unterschiedlichsten Menschen trafen. Das hatte etwas sehr zugängliches – ob in Mecklenburg, wo ich die meiste Zeit meiner Kindheit verbrachte, oder dann später in Berlin – und war von großer Vielfalt und offenen Türen geprägt, wie es im Großteil der ostdeutschen Pfarrhäuser gang und gäbe war. Da der Pfarr- wie der Kirchenmusiker:inberuf seinerzeit vor allem als Bekenntnis, weniger als amtliche Profession verstanden wurde, war unser Pfarrhaus immer ein Anlaufpunkt auch über den Glauben hinaus und eine Lebensschule für Haltung und Toleranz. Das hat mich sehr geprägt. Aber das Führen von Gruppen, speziell von Chören – zumal größtenteils mit Menschen, die mehr oder weniger deutlich älter waren als ich – das war für mich als Jugendliche unvorstellbar. Ich habe mich mit dem Cello, das seinerzeit mein wichtigstes Instrument war, eher im Orchester gesehen, als eine unter vielen. Aber auch die Orgel hat mich als Instrument immer schon berührt und mit ihrer Klangwelt fasziniert, sodass ich auch bald Orgelunterricht nahm, den ich am liebsten gern einfach nur für mich zur Freude gehabt hätte. Aber für meinen strengen Lehrer Michael Pohl war es selbstverständlich, dass ich als junge Organistin auch Kirchenmusik studiere – und mein damals schüchternes Wesen erlaubte mir keinen Widerspruch. Also tat ich, wie mir geheißen, und wuchs in einen der schönsten Berufe hinein. Noch heute – nach über dreißig Dienstjahren – spüre ich, dass es sich sehr oft wie eine Berufung anfühlt – überwiegend leicht und mit viel Freude.

Was waren Ihre Ambitionen beim Berufseinstieg?
Hatten Sie das Ziel, aktiv pädagogisch zu arbeiten, von Anfang an?

Auch hier war ich mir zunächst ziemlich sicher: Nein. Ganz gewiss nicht. Mein Fokus lag nach dem Studium auf der Orgel und der Chorarbeit mit Erwachsenen in der Kantorei. Dafür war fundierte Pädagogik in damaliger Wahrnehmung eher nebensächlich. Dass ich unmittelbar nach Antritt meiner ersten Stelle auch einen Kinderchor gründete, war eher eine pragmatische Entscheidung, weil nach der Wiedervereinigung bereits zu Beginn der 1990er Jahre der Mitglieder- und auch Relevanzverlust der christlichen Kirchen begann und ich mir sicher war, dass ich den nötigen Nachwuchs für meine Kantorei nur selbst heranziehen konnte.

Auf meinem Lebens- und Berufsweg haben mich viele Menschen begleitet, die mir Vorbild waren und Leitplanken für mein eigenes Wachsen boten, allen voran meine Eltern. Die sinnliche Erfahrung der Musik, ihre geistige Durchdringung und die theologische Reflexion der Texte beispielsweise habe ich bei ihnen erfahren, von ihnen lernen und in mein eigenes Tun und Denken aufnehmen können. Auch viele musikalische und theologische Lehrerinnen und Lehrer an der Hochschule in Halle (Saale) gehörten mit ihrer Persönlichkeit, ihrem Selbstverständnis und ihrer künstlerischen Individualität dazu – beispielsweise Gundel Zieschang oder Christoph Biller, auch Helmut Gleim mit seinem ethischen Anspruch.

Diese frühen Erfahrungen für die Sensibilisierung im Umgang mit sehr unterschiedlichen Menschen und deren Wünschen und Erwartungen, ihren Wirklichkeiten und Potenzialen hat mich geprägt und ist essenziell für mein Berufsverständnis.
Mit dem ersten Arbeitstag konnte ich den Platz wechseln und die studentische, lernende Rolle mit der beruflichen und der damit verbundenen Verantwortungsübernahme tauschen. Ich hatte Lust und vor allem – das war mir vorher nicht bewusst – auch den Mut zur Vermittlung und zum Ermöglichen musikalischer und künstlerischer – und damit auch religiöser Prozesse. Ich habe das damals nicht pädagogisch genannt und weiß erst im Rückblick, dass diese Form der Übersetzung und Verständigung auf verschiedenen Ebenen auch immer auf mich selbst zurückgewirkt hat und mich bis heute vor länger andauernden Phasen von Enttäuschung oder Frustration bewahrt.

Wie verhält sich das pädagogische Ziel zum künstlerischen Anspruch als Musikerin?

Welch gute, wichtige Frage! Ich beantworte sie heute vermutlich ganz anders, als in meinen ersten Jahren als Kantorin und Chorleiterin, als ich viel mehr auf das absolute Ergebnis hin gearbeitet und gedacht habe und meine Bewertung schließlich auch daran orientierte. Heute sehe ich die Qualität meiner pädagogischen Arbeit viel mehr in der Unterstützung alles Werdens und Wachsens – im Weg, nicht im Ziel. Die Entwicklung der Gruppe ist mir wesentlich. Daran misst sich der künstlerische Anspruch im guten Einklang. Dieser Anspruch entsteht in der Gemeinschaft, im von mir beförderten Ringen und Suchen und fortwährenden Ab- und Angleichen von Maßstäben. Die Balance von Ergebniserwartung und den Prozess dorthin empfinde ich als eigentlichen Gratmesser.
Mir ist wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen bei mir einen künstlerischen Anspruch spüren, den ich mit ihnen teile, der sie nicht unterfordert, sondern ihnen viel zutraut und neugierig ist auf ihre Ausdrucksfähigkeit. Sie nehmen intuitiv wahr, dass ich sie jederzeit ernst nehme. Daraus erwächst ein starkes Beziehungsfundament, das es uns ermöglicht, bedingungslos offen zu agieren und alle unsere Möglichkeiten einzubringen.

Die Erfahrung hat mir gezeigt, wie wichtig es trotz mancher Zweifel und unerfüllter Wünsche ist, eine grundsätzliche Freude und Zufriedenheit in der Arbeit mit den Chören zu erleben, weil alles andere – das Defizitäre und Unbefriedigende – über längere Zeit verschleißt, verengt, die eigene Intention trübt und die eigene Wahrnehmung und Ausstrahlung abstumpft. Es ist eine Frage meiner eigenen, inneren Haltung, für die ich selbst sorgen kann und muss, indem ich mich mit meinen eigenen Erwartungen und vor allem damit, worauf sie gründen, auseinandersetze:
Was ist mir wesentlich? Warum möchte ich dieses Programm zu dieser Zeit, mit diesem Ensemble einstudieren und aufführen? Warum an diesem Ort? Für wen? Diese Fragen immer wieder zu klären und mit Abstand darauf zu blicken, ist heilsam für mich. Dafür lasse ich Stimme und Chorarbeit zwischenzeitlich immer wieder beiseite und wende mich der Orgel oder dem Klavier zu. Hier bin ich für mich. Hier genieße ich es, ohne Gegenüber zu arbeiten und versenke mich in den wortlosen, konzentrierten Dialog mit dem Instrument, der für mich eine wertvolle Form der Introspektion ist.

Als Musikerin bekommen Sie unmittelbar Resonanz durch Konzerte und Aufnahmen. Als Pädagogin brauchen Sie einen längeren Atem – Sie säen und ernten die Früchte oft erst Jahre später. Wie ist ihre Erfahrung damit?

Ich versuche, ganz in der Gegenwart zu sein und verantwortlich mit ihr und der näheren Zukunft umzugehen. Grundsätzlich habe ich ein großes Vertrauen in die Kraft und das Bedürfnis nach Ausdrucksfähigkeit und Mitteilungsfähigkeit der mit mir musizierenden Menschen. Es macht mir Freude zu erleben, wie sie sich entfalten und verändern, und ich bin mir bewusst, dass es ein besonderes Geschenk ist, sie ein Stück – oft ein wunderbar langes – auf ihrem Weg begleiten zu dürfen und ihnen in unserem geschützten Umfeld diese Erfahrung des gemeinsamen Singens und Hörens zu ermöglichen. Vieles davon legt sich in ihrem emotionalen und kognitiven Gedächtnis ab, und ich bin oft erstaunt, an welche Lieder und Verse sie sich erinnern, was sie davon gut gebrauchen können, was sie stärkt und ihnen eine Lebens-Hilfe ist.

Die Verantwortung dafür empfinde ich als ziemlich groß. Es entlastet mich aber auf schöne Weise zu wissen, dass die Kinder und Jugendlichen täglich viele unterstützende Pädagog:innen an ihrer Seite haben und ich darauf vertrauen darf, dass es genügt, was ich ihnen anbieten kann an Erlebnissen und Einblicken in den Kosmos unserer vielfältigen Kirchen- und Musikgeschichte.

Was schätzen Sie an der Chorarbeit mit Kindern und Jugendlichen?
Welche besonderen Aufgaben sehen Sie hier?

Das Beste ist gerade gut genug. Nicht weniger. Diese schöne Erfahrung mache ich immer wieder und kann sie mit Hilfe vieler Pädagog:innen der Schulen, aus denen die Kinder und Jugendlichen meiner Chöre kommen, und durch deren Inspiration und Fachkompetenz erweitern.
Chorarbeit mit Kindern und Jugendlichen ist bedeutend mehr als nur musikalische Basisarbeit und das Erlernen stimmlicher Fertigkeiten. Ich gebe Raum für individuelles Reifen. Ich finde, dass ich sehr viel Zeit dafür geben kann – das ist besonders! Wir nehmen nicht an Wettbewerben teil und stehen auch sonst unter keinem Leistungsdruck. Dafür bin ich dankbar. Die Gemüter und die Stimmen dürfen sich in ihrem Tempo entwickeln. Im Gegensatz zur Arbeit mit den Erwachsenen gibt es in unserer musikalischen Arbeit selten ein Richtig oder Falsch, alles hat Raum; die Kinder sind wach füreinander und in der Regel offen für unsere Situation der frühabendlichen Proben nach einem langen Schultag. Hier finden sie eine eigene Gruppenkonstellation mit Kindern ihres Alters, erleben sich wechselweise als ICH und WIR – mal solistisch, mal in der Gruppe – und erfahren ohne Belehrung Empathie und soziale Kompetenz.

Mindestens ebenso wichtig wie die Musik, die wir singen, ist mir der Austausch über die Texte – und damit über Sprache, über unsere Sprache, über Glaubensbilder, gesellschaftlich relevante Impulse und Transzendenz. Hier entwickelt sich von Gespräch zu Gespräch das Gespür für Ästhetik, die Auseinandersetzung mit anderen Vorstellungen und die Erfahrung der Qualität und Notwendigkeit von Kritikfähigkeit.
Oft beeindruckt es mich, wie Kinder alte Begriffe und Sprachbilder aufnehmen, neu beschreiben und ihre Assoziationen teilen. Sie erleben einander in einer meistens hoch konzentrierten, gleichzeitig aber freien und gelösten Situation. Stille oder Sprechstimme klingen hier anders als zu Hause und in der Schule. Sie hören einander anders zu. Der Kontext ist ein ganz eigener.

Die Entwicklung des eigenen Körperbewusstseins und die Verbindung von verbalem Ausdruck mit Konzentration auf die sängerischen Aufgaben sind eine Herausforderung, die unterschiedlich gut gelingt, weil alles volle Konzentration braucht und komplex aufeinander einwirkt. Am Ende ist meine Aufgabe die Stärkung der wachsenden Persönlichkeit und die Wahrnehmung ihrer selbst in unterschiedlicher Verfassung – das verlangt von mir eine machtsensible Führung. Oft nehme ich schmerzhaft wahr, welch starker Belastung die Kinder und Jugendlichen ausgesetzt sind – zeitlich und emotional. Das bringt mich nicht selten in Konflikt mit meinem Anspruch an unsere musikalische Arbeit: Wie viel kann ich ihnen nach einem ganzen, langen Arbeitstag noch abverlangen? Wie meistere ich den Spagat aus ersehnter Entspannung und nötiger Spannung? Aber egal, wie wach oder müde die Kinder kommen: ich vermeide Unterforderung; es ist nur die vermeintlich schnellere Lösung, die uns alle nicht glücklich macht. Es ist Teil meiner Wertschätzung, den Kindern und Jugendlichen den Reichtum an Worten und Musik, den ich zur Verfügung habe, auch im vollen Bewusstsein dieses Reichtums zu zeigen und diesen behutsam als den Schatz zu heben, der er ist. Das goutieren die Kinder. Und in ihrer großen Neugierde und Offenohrigkeit schenken sie mir ihr Vertrauen und lassen sich mit offenen Herzen auf diese Schatzsuche ein.

Was erachten Sie als wesentlich, um Kinder und Jugendliche für das Singen und die Chorarbeit zu begeistern?

Wenn Kinder und Jugendliche im Musizieren in Kontakt mit sich kommen und sich in der Chorgemeinschaft gesehen und beheimatet fühlen, werden sie gestärkt und kommen zusehends in die Lage, sich selbst zu äußern. Wichtig ist, dass sie angstfrei agieren können. Es gibt keine Blamage oder Beschädigung – die Stimme ist etwas so intimes und einmaliges, dass eine freundliche, respektvolle und wertschätzende Atmosphäre Grundvoraussetzung jeder Chorprobe ist. Hier können sie Partizipation, Selbstwirksamkeit und die Wirkung einer starken Gemeinschaft erfahren.
Es ist schön, wie wichtig das Thema inzwischen geworden ist und in welcher Vielfalt und Menge Weiterbildungen angeboten werden – beispielsweise in Trossingen oder von tollen Kolleg:innen wie Eva Spaeth und Kai-Uwe Jirka, von Gudrun Gierszal, Friederike Stahmer oder Christiane Rosiny. Sehr bereichernd sind auch das Berliner Chorleitungssymposium der EKBO und das Leipziger Symposium für Kinder- und Jugendstimme.

Singen ist potenziertes Musizieren – immer agieren Sie auch mit Worten und Texten; mit Aussagen, die die Energie der Musik zusätzlich prägen. Wovon lassen Sie sich bei der Repertoire-Auswahl primär leiten: Von guter Musik? Von guten Texten? Was ist ausschlaggebend?

Ich bin über meine Liebe zum Theater, die ich schon als Kind hatte, sehr textaffin, lege darum großen Wert auf gute Texte und freue mich an unseren mitunter lebhaften Diskussionen über Sprache und Ausdruck. Mir ist wichtig, dass wir die Aufmerksamkeit für unsere gegenwärtige Sprache auf die Sprache vergangener Jahrhunderte übertragen – jedes Kind, das bei uns singt, soll Worten und Begriffen wie Erbarmen, Demut und Gnade begegnet sein, nicht nur im Kyrie. Über diese Worte bekommen sie ein Gespür für Geschichte und Vergangenes und lernen, dass wir Teil einer langen Menschenkette sind, und so, wie wir sind, anknüpfen an das Wissen und die Erfahrungen der Generationen vor uns … so sind wir miteinander verbunden. Das erfahren wir nur, wenn wir darüber sprechen. Sprachfähigkeit ermächtigt uns zur Reflexion. Die Musik eröffnet uns darüber hinaus eine transzendente Verbindung untereinander.

Einerseits würde ich mit den Kindern und Jugendlichen gern sehr viel mehr aus dem eigenen biografischen Repertoire meiner Kinder- und Jugendzeit teilen – den Jubel barocker Klänge und klassische Musik. Andererseits verdichtet sich seit Jahren – zum Glück – das Angebot im Bereich der Kinder- und Jugendchorliteratur mit vielen neuen Editionen, die ich alle möglichst selbst kennenlernen möchte. Darum stürzen wir uns mit viel Lust auf das, was Verlage wie Carus oder Strube auf den Markt bringen.
Aber ohne das Weihnachtsoratorium geht es alle Jahre wieder natürlich auch nicht – das sind immer schöne Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit der Kantorei. Und wenn der www.ortus-musikverlag wieder ein neues altes, spannendes Oratorium auflegt, dann sind wir auch gern dabei, es wieder zum Klingen zu bringen.

Gibt es eine Tradition, die Sie selbst prägt und die Sie weitervermitteln wollen?

Das Urvertrauteste ist mir die Musik zur Weihnacht. Diese Tradition wurzelt tief und dringt in jeden Haushalt – auch dort, wo für eine Bibel kein Platz ist. Darum ist es mir ein Bedürfnis, dass wir diese Tradition bewahren und weiter und immer wieder neu erzählen. Also machen wir jedes Jahr ein musikalisches Krippenspiel. Jedes Jahr ein neues.

Als Grundgerüst dienen uns die alten Choräle und deren wunderbaren Sprachbilder, die wir immer neu zu einer anderen Geschichte zusammensetzen. Die Geschichte selbst, die wir erzählen, entsteht jedes Jahr neu aus dem Chorkreis heraus – mal spielt sie in der Vergangenheit, mal in der Gegenwart, mal in der Zukunft. Wir schreiben sie zusammen und erzählen sie gemeinsam aus dem Chor heraus. Dabei kommt uns zugute, dass wir frühzeitig die Moderation der Konzerte üben, die die Kinder und Jugendlichen selbständig übernehmen. So sind sie früh daran gewöhnt, in der Kirche frei zu sprechen und übernehmen dann in den Krippenspielen gern die Rolle der Erzählenden.

Gibt es Stücke, die Sie anderen Kinder- oder Jugendchören empfehlen würden?
Haben Sie ein – oder mehrere Lieblingsstücke, die Sie immer wieder gern mit Kindern oder Jugendlichen einstudieren?

Meine Lieblingsstücke sind immer die, an denen wir gerade proben. Aber die Kinder und Jugendlichen haben natürlich ihre Vorlieben wie beispielsweise eine Vertonung von Psalm 96: »Cantate Domino« von Roger Emerson im Latin-Stil oder »Hine mah tov« von Wolfram Buchenberg, Segensvertonungen von John Rutter oder Christian Domke und einige Messteile von Tjark Baumann. Auch das »Kyrie« von Joseph Gabriel Rheinberger oder das »Magnificat« von Bobbi Fischer sind hoch im Kurs. Einige würden sich vermutlich die »Ode an die Freude« in der Fassung von Peter Schindler wünschen und andere »We are the world« von Michael Jackson und Lionel Richie. Und natürlich lieben sie die lebendige Musik von Andreas Mücksch.

Ich fühle mich thematisch an das Kirchenjahr gebunden – darin sind alle lebensnahen Bezüge enthalten – und singe darum mit den Kindern überwiegend geistliche Werke.
Der Weihnachtskanon ist eigentlich der einzige, aus dem wir Lieder und Choräle wiederholen. Da bringe ich die Kinder und Jugendlichen immer wieder gern mit den alten Chorälen in Kontakt und lasse sie teilhaben an den Klängen der Reformation und des Barock.

Was ist das schönste Lob und der größte Dank, den Sie für Ihre Arbeit als Kantorin und
Chorleiterin erhalten?

Die Kinder kommen über viele Jahre verbindlich jede Woche zur Probe. Sie konzentrieren sich auf die Aufführungen und freuen sich an den verschiedenen Formaten, die eine schöne Abwechslung für sie sind. Sie teilen ein Stück ihrer Lebenswelt mit mir und lassen sich von mir prägen, indem sie sich für das öffnen, was ich ihnen anbieten kann. Dabei bleibe ich mit ihnen eine Lernende.
Diese Verbindlichkeit und das darin ankernde Vertrauen, das sie und ihre Eltern mir schenken, empfinde ich als großes Lob. Und natürlich die leckere Schokolade, die wir gerade zusammen essen …

Das Gespräch mit Anke Meyer führte Klaus-Martin Bresgott.

Fotos: Kulturbüro des Rates der EKD/Ralf Klöden